Leben und Arbeiten
in Spanien, Barcelona
YOUAWAY IM INTERVIEW MIT SABRINA
Sabrina hat den Schritt gewagt – sie ist mit ihrem Partner ausgewandert. Nach Barcelona, unter die spanische Sonne. Eigentlich sollten es nur 5 Jahre werden. 21 Jahre, zwei neue Familienmitglieder, ein Eigenheim und eine eigene Firma später das Resümee: Die beste Entscheidung unseres Lebens!
Senlac Tours hat einmal genauer nachgefragt, was ein junges Pärchen dazu inspiriert das Heimatland zu verlassen und was die Stadt der tausend Tapas so lebenswert macht:
Hallo Sabrina!
Wir sind ja schon ein wenig neugierig – warum hast du und dein Mann euch damals dazu entschieden auszuwandern und warum musste es Barcelona sein?
„Da muss ich ein bisschen ausholen: Ich habe meinen Mann damals in Deutschland kennengelernt. Wir haben uns verliebt und er wollte, genau wie ich, auswandern – allerdings wollte er eigentlich nach Sydney. Das war mir aber zu weit und ich wollte meine Eltern in meiner Nähe haben. Als Kompromiss habe ich etwas Ähnliches gesucht, aber in Europa. Die Kriterien waren: Metropole, mediterranes Flair, Meer.
Wir wollten raus aus der Deutschen „Meckergesellschaft“ – alles haben aber immer noch meckern, das war mir auf Dauer zu anstrengend. Wir haben ein bisschen rumgesponnen und Länder in Europa miteinander verglichen: Auf der Liste standen unter anderem auch Frankreich, Italien und Luxemburg. Die französische Mentalität hat uns aber nicht so gut gefallen. Von der Mentalität hat uns Spanien am Ende überzeugt. Die Sprache hat bei der Wahl aber keine Rolle gespielt – ich konnte keine außer Deutsch und Englisch. Bevor wir den Schritt gewagt haben, haben wir aber bei der Volkshochschule noch kurz einen Kurs gemacht, zumindest für »uno, dos, tres y para pedir un café con leche« hat das erst einmal gereicht.“
War dir von Anfang an klar dass du langfristig in Spanien bleiben möchtest?
„Ja, ich glaube schon. Im Unterbewusstsein zumindest. Zurückzugehen hätte bedeutet, dass es nicht geklappt hätte und wir wollten es ja auch. Es war nicht immer einfach und wir haben gerade am Anfang sehr gekämpft, aber das war es definitiv wert. Wir mussten uns alles neu aufbauen und wir hatten nur einen einzigen Kontakt – das war hart. Unser Kontakt war ein shared office space in einer alten Schule mit einer Mischung aus internationalen Kreativen, die uns aufgenommen haben und uns mit unseren Fragen rund um die Spanische Bürokratie etc. helfen konnten – also im Prinzip konnten sie uns alles beantworten was heute Chat GPT beantworten könnte, das hat man eben abends beim Tapas essen gemacht. Das hat uns in vielerlei Hinsicht sehr geholfen.“
Ist dir die Entscheidung schwer gefallen?
„Nein, auf gar keinen Fall! Das war eine klare und eindeutige Entscheidung. Wir wollten beide zusammen irgendwo neu anfangen. Wir haben uns im Mai ein Apartment für ein paar Tage gemietet und wollten die Stadt einmal „austesten“. Aber ohne Touriprogramm: Einfach nur rumlaufen, die Atmosphäre einatmen und schauen wer da so wohnt. Wir kamen aus dem verregneten Deutschland und es war wahnsinnig warm für die Jahreszeit in Barcelona, der Himmel war strahlend blau und es war einfach umwerfend schön. Die Leute waren höflicher, ältere Menschen wurden vorgelassen – alles Dinge, die ich aus Deutschland nicht kannte. Alle Passanten haben gefühlt gelächelt…das war für uns der ausschlaggebende Punkt: Wir wollten uns mit mehr Glück umgeben, Reichtum war uns nicht so wichtig. „Wird schon – dachten wir und drei Monate später sind wir mit zwei Koffern in der Hand ausgewandert.“
Hattest du einen Plan B?
„Nein. Ich habe meinen Job in Deutschland gekündigt, ohne dass ich irgendetwas anderes hatte. Ich hatte zwar eine Praktikumsstelle in Barcelona bekommen, allerdings nur minimal bezahlt. Die hat uns aber Gott sei Dank an den richtigen Platz zum richtigen Zeitpunkt gebracht, weil sie in diesem bereits erwähnten shared workspace war – dort haben wir die richtigen Menschen kennengelernt und so hat sich alles Weitere ergebenen. Mein Mann, der Programmierer, konnte ja von überall arbeiten. Er musste zwar erst einmal seine Kunden daran gewöhnen, dass er nicht mehr nebenan wohnt, aber immerhin hatten wir ein Einkommen.
Meine Firma hat Promotionen für Events gemacht. Schlussendlich habe ich, die Praktikantin, die Firma übernommen, ein paar Änderungen vorgenommen, die Bestandskunden gepflegt und unseren Kundenstamm durch Zusatzleistungen erweitert. Dabei hat uns unsere Deutsche Mentalität sehr geholfen, unter anderem auch der Ruf, den die Deutschen in Spanien genießen: „Auf die Deutschen kann man sich verlassen“.
»Wir wollten uns mit mehr Glück umgeben«
Wie kostspielig & kompliziert war der Auswanderungsprozess?
„Man sollte schon mit Rücklagen in ein neues Land gehen, ansonsten ist die Zeitspanne, bis man „richtig“ angekommen ist, sehr lang. Besonders wenn man noch keinen Job hat, sollte man zumindest für 10-12 Monate Rücklagen haben. Spanien ist auch sehr bürokratisch – manche Dinge gehen ganz schnell, manche dauern unverständlicherweise etwas länger. Was auf jeden Fall wichtig ist, ist einen bestimmtem Prozess einzuhalten:
Zum Beispiel braucht man für alles eine „NIE“ (numero de identificación) ohne die geht hier Nichts. Diese kann man auf der nächstgelegenen Polizeidienststelle oder Ausländerbehörde beantragen.“
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War die Sprachbarriere bei der Eingewöhnung ein Hindernis?
„Es war schwierig Locals kennenzulernen, denn erst einmal ist man in einer Blase mit den anderen Einwanderern. Die richtigen Locals lernt man nicht bei Parties und in Bars kennen, eher im Job. Und dann findet man Freunde über Freunde – das hat aber etwas gedauert. Ein Jahr lang haben wir mehrmals die Woche einen Spanischkurs besucht und konnten uns nach einem Jahr gut verständigen. Im ersten Jahr ging es aber überwiegend mit Englisch.“
Interessant. Und was sind die größten Unterschiede zu Deutschland?
„Die Menschen nehmen sich mehr Zeit, um den Moment zu genießen. Abends geht man raus, man trifft sich, das Leben findet außerhalb der Wohnungen statt. Die Wohnungen sind zudem hier sehr klein, somit will man natürlich auch mehr Zeit draußen verbringen. Die Lebenshaltungskosten sind höher da man hier weniger verdient als in Deutschland, dafür kann man aber günstiger Essen gehen.“
Was gefällt dir an Barcelona am besten?
„Der blaue Himmel. Es ist fast immer blauer Himmel, das gibt so viel Energie und gute Laune. Man führt persönlichere Gespräche mit Menschen, es ist nicht so oberflächlich. Der Strand gefällt mir natürlich auch und das Meer. Das Essen ist vielseitiger, super lecker und es gibt eine Menge tolle, kreativer Restaurants. Die Auswahl ist unglaublich, es macht Spaß hier essen zu gehen: Über 2.300 Restaurants und 5.000 Bars – da kommt man auf seine Kosten.“
Oh wow…und was an Deutschland fehlt dir am meisten?
„Eigentlich nur eins: Familie. Die Nähe zur Familie: Einfach mal Sonntags zum Mittag vorbeischauen oder zum Geburtstag, das geht eben nicht immer. Aber Videocalls helfen schon ein bisschen. Achso und Spas! Sowas gibt es hier nicht so richtig. Die brauchen das hier nicht, da es ja warm genug ist. Den Ort im Winter, zu dem man einfach mal zum Entspannen geht, gibt es nicht bzw ist vergleichsweise teuer: „Aire Baños Arabes“ kommt dem noch am nächsten, dafür muss man allerdings etwas tiefer in die Tasche greifen (80,00 € für 90 Minuten).“
Möchtest du auch weiterhin langfristig in Spanien bleiben?
„Auf jeden Fall. Barcelona ist jetzt unsere Heimat. Nach über 20 Jahren, dürfen wir es Heimat nennen (lacht). Zudem sind unsere Kinder hier geboren und sind Katalanen – die beiden wachsen übrigens 4-sprachig auf: Catalan, Spanisch, Griechisch, Deutsch und Englisch lernen sie nebenbei. Es ist normal hier 3-6 Sprachen zu sprechen (Catalan, Spanisch, Französisch, Englisch fließend von Geburt an).“
Wow das ist eine Menge, danke für den spannenden Einblick! Kannst du uns noch ein paar kulinarische Geheimtipps empfehlen?
„Ja, sehr gerne! Barcelona hat so viele kulinarische Highlights abseits der bekannten Tapas-Bars. Ein echter Geheimtipp sind die kleinen, versteckten Bodegas, in denen du lokale Spezialitäten probieren kannst, wie zum Beispiel Frittata – das ist eine Art spanisches Omelett, gefüllt mit allem, was die Saison hergibt, oft mit Kartoffeln oder Gemüse. Die wird frisch zubereitet und schmeckt herrlich leicht.
Wenn du Lust auf Fisch hast, empfehle ich dir den Stadtteil Barceloneta, aber nicht direkt an den touristischen Spots, sondern ein paar Straßen weiter in Richtung der kleinen, unscheinbaren Restaurants, in denen die Einheimischen essen. Dort bekommst du fantastische Paella und frische Meeresfrüchte. Und probiere auf jeden Fall ‚Bomba‘ – das ist eine Kartoffelkrokette mit Fleischfüllung, die typisch für Barcelona ist. Wenn du mal etwas Süßes brauchst, geh in eine der alten Granjas – traditionelle Cafés, wo es unglaublich dickflüssige heiße Schokolade gibt, am besten mit ‚Melindros‘, das sind kleine, weiche Kekse zum Eintunken. Du wirst es lieben!“
Spanische Frittata mit Champignons
”¡Buenos dias!
SabrinaSonnenanbeterin & Karrierefrau