Familie, Leben und Arbeiten
in Großbritannien, Bexhill
YOUAWAY IM INTERVIEW MIT KARINA
Was tut man nicht alles im Namen der Liebe: die gebürtige Chemnitzerin Karina folgte ihrer großen Liebe vor 24 Jahren und fand ihr kleines Familienglück an der Südküste Englands im malerischen Bexhill-on-sea.
Wir lieben gute Liebesgeschichten und haben Karina doch gleich mal dazu befragt.
Hallo Karina,
deine Story klingt so romantisch, erzähl doch mal!
Wie, wann und wo, alle Details bitte!
„Wann: Vor 24 Jahren. Ich bin am 2. Weihnachtsfeiertag 2000 ausgewandert – da bin ich aus Deutschland weg, übrigens noch – kleiner funfact – mit der Deutschen Mark. Den Euro hab ich deshalb kaum mitbekommen und guck heutzutage das Kleingeld immer noch wie ein Euro-Tourist an, haha. Wie: Damals habe ich meinen Freund, der übrigens Schotte ist, in einer Chemnitzer Disco kennengelernt und es hat direkt gefunkt. Als wir dann schließlich rüber sind, waren wir schon 7 Jahre zusammen und ich bereits im 3. Monat schwanger. Das war geplant und nicht geplant…wie das manchmal so ist.“
Warum Bexhill, England?
„Mein Mann ist zwar Schotte, doch der Großteil seiner Familie hat damals hier gelebt und er ist zudem hier aufgewachsen. Wir hätten zwar auch in Chemnitz bleiben können, aber da es bei ihm in Deutschland nicht so einfach mit der Arbeit war und ich schon schwanger, ist die Entscheidung auf Bexhill gefallen.“
War dir von Anfang an klar, dass du länger bleiben möchtest??
„Schwer zu sagen, ich glaube ich wollte es erstmal austesten. Und da ich hier auch gleich einen Job in einer Deutschen Agentur gefunden habe, hatte ich meine „Familie“ sozusagen auch gleich vor Ort. Schwanger nach England war ein großer Unsicherheitsfaktor, aber im Nachhinein war es die perfekte Entscheidung. Ich hätte auch jederzeit wieder zurück gekonnt aber ich wollte nicht.“
Bist du gut in England aufgenommen worden und hast schnell Anschluss gefunden?
„Dadurch, dass wir im Vorfeld all die Jahre unserer Beziehung immer wieder rüber zu seiner Verwandtschaft und Freunden gefahren sind, wusste ich ja schon worauf ich mich einlasse. Daher kannte ich auch schon ein paar Leute und habe dann noch zusätzlcih eigene Kontakte durch mein Kind geknüpft. Die Briten haben es mir aber auch einfach gemacht und mich mit offenen Armen empfangen.“
»Es war geplant und nicht geplant«
Sprichst du mehr Deutsch oder Englisch im Alltag?
„Durch meinen Job spreche ich viel Deutsch, zu hause aber ausschließlich Englisch, damit wir uns alle verstehen. Ebenso bei Telefonaten mit meiner Mutti und früher auch viel mit meiner Tochter. Außerhalb der Arbeit und zuhause sprech ich aber ausschließlich Englisch. Dass meine Tochter so gut Deutsch spricht ist übrigens hauptsächlich der Tatsache geschuldet, dass Oma zum Glück viel nach England gekommen ist, um über die Jahre bei der Ferienbetreuung zu helfen – mit der war sie gezwungen Deutsch sprechen, etwas anderes versteht Mutti ja nicht. Den Chemnitzer Akzent hat meine Tochter übrigens auch von ihr übernommen. Mein Mann muss auch auf der Insel fleißig weiter deutsch lernen und darf dies täglich bei GZSZ tun.“
Was sind die größten Unterschiede zu Deutschland?
„Ich würde sagen Lebenstandard: Für wesentlich mehr Geld bekommt man im Schnitt weniger. Der Mindestlohn liegt hier bei 11 Pfund aktuell und die Relation zwischen Lebenskosten und Gehalt ist unverhältnismäßig. Deutschland hat es gut dagegen, wenn man hier lebt ist es schwer nachvollziehbar warum die Deutschen sich so beschweren. Gerade im Englischen Süden ist es extrem, die Miete kann man sich als Single mit einem „normalen“ Job kaum leisten, sie ist astronomisch! Auch die Qualität der Wohnungen und Häuser und die Größe der Wohnfläche und des Gartens ist mit Deutschland nicht vergleichbar.
Viele Engländer sind zudem echte Fastfoodmenschen und das geht auch gut ins Geld aber wenn man selber kocht, kann man sich gut versorgen. Die Lebenshaltungskosten allgemein sind ähnlich hoch wie in Deutschland und variieren nur je Lebensstil. Benzin ist übrigens auch erschwinglich und die Strecken sind ja hier nicht so lang. Achso und der größte Unterschied natürlich: hier fährt man auf der anderen Straßenseite! Ich finde die Britten gelassener im Straßenverkehr, freundlich wird man reingelassen, es wird kaum gehupt oder gemeckert. Ein fettes Auto braucht man hier auch nicht, da es kaum Autobahnen gibt und die Höchstgeschwindigkeit bei 112 km (70 mph) liegt. Tiefergelegt ist auch nicht sinnvoll da wir mehr Schlaglöcher als ein Schweizer Käse haben.
Ein weiterer Unterschied ist übrigens das Bildungs- und Ausbildungssystem: bis 16 Jahre sind hier alle Kinder „gleich“ also besuchen die selbe Schulform – in Deutschland hingegen muss man ja schon viel früher wissen, was man machen will. Den Druck hat man in England nicht, das ist eine gute Sache und angenehmer für die Kinder. Dafür ist Ausbildung hier kostspielig und Berufsausbildungen gibt es nicht so wirklich. Viel geht hier einfach über Learning by doing. “
Was gefällt dir an der Englischen Mentalität am besten?
„Ich mag das Relaxte und Entspannte und das nicht so Verbissene. Übrigens fehlt mir die Deutsche Bürokratie überhaupt nicht. Aber wenn du dich in England mal wie zuhause in Deutschland fühlen willst, musst du nur zur Deutschen Botschaft gehen: Ich war mal da für meinen Pass, da wurde gerade eine Frau zusammen gefaltet, weil sie ein Dokument vergessen hat mitzubringen – das wäre dir mit einem Englischen Mitarbeiter nie so gegangen.“
Was an Deutschland fehlt dir am meisten?
„Nach 24 Jahren legt es sich ein bisschen, aber der Deutsche Bäcker oder Fleischer fehlt schon. Dafür haben wir jetzt Lidl und da gibt es ein Sourdough, das kommt schon sehr nah ans Deutsche Brot ran. Ansonsten hast du hier ja die Sandwiches, das ist ein bisschen wie Deutsches Toastbrot nur nicht getoastet haha. Und im eigenen Haushalt kann man auch nach Deutscher Küche kochen. Unsere Küche ist aber sehr gemischt – Griechisch, Deutsch, Schottisch, alles gemischt.“
Würdest du wieder zurück nach Deutschland gehen?
„Ja, wir könnten es uns tatsächlich vorstellen. Allerdings wäre das sicherlich ein ganz schöner Kulturschock und wahrscheinlich beruflich schwierig wieder in Deutschland einzusteigen. Vielleicht als Rentner, es sind nur noch 25 Jahre! Die englische Mindestrente ist sehr niedrig und wenn man sein Haus nicht abgezahlt hat wird es eng. In Chemnitz würde ich damit bestimmt weiter kommen.“
Wow, das ist wirklich interessant. Danke für den spannenden Einblick!
„Gern!“
Englisches Frühstück ohne Bohnen
Das traditionelle englische Frühstück ist eine sättigende Mahlzeit, doch durch den Verzicht auf Bohnen wird es leichter und gesünder. Ein Frühstück mit Eiern, Speck und einer Extraportion Gemüse bietet alle Vorteile ohne die zusätzliche Schwere. Weniger Bohnen bedeuten weniger Kalorien und eine bessere Verdauung. Ergebnis: ein farbenfroher Teller voller gesunder Fette, Ballaststoffe und Vitamine.
”Ich mag das Relaxte & Entspannte
KarinaFamilien-Mensch & GZSZ-Fan