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ECUADOR

Auf Weltreise Part 1/10

Roadtripp-Route: Guayaquil – Cuenca – Riobamba – Baños – Amazonas (tiefster Dschungel) – Papallacta – Cotopaxi NP – Chugchilàn – Quito – Galapagos

Breakfast in the Jungle,
Lunch in the Mountains,
Dinner at the sea

… das beschreibt Ecuador wohl am besten. Tiefster Jungle, riesige Vulkane, weite Landschaften und alles nicht weit voneinander entfernt. Naja, zumindest nicht in der Theorie. In der Praxis zieht man sich durch zahlreiche Serpentinen, fährt eine Stunde lang mit 20km/h einem Bananenlaster durch den Nebelwald hinterher, bis man dann bei 50% Steigung auf einer Buckelpiste eine kleine Einfahrt zu seiner Unterkunft hochfährt, an der man vorher bereits dreimal vorbei gefahren ist, weil Google Maps diesen Teil der Welt noch nicht erfasst hat. Trotzdem sehr sehr schön. Oder vor allem deshalb: Jeder Naturliebhaber kommt hier definitiv auf seine Kosten. Touristen gibt es – hauptsächlich Amerikaner („oh yeah, everything is like so awesome“) und Deutsche aber insgesamt nicht so viele wie es Bananen gibt. Oder Eier. Oder Reis. Denn davon hatten rei(s)lich.

Land & Leute

Es empfiehlt sich das Land mit einem Basiswissen an Spanisch zu bereisen – zum Beispiel wenn man in einem Bergdorf in seinem Zimmer sitzt, während die ältere, nur Spanisch-sprechende Hostelbesitzerin nachts im Hof nach „ANABEEEEEELL“ schreit, weil sie die einzig un pocito sprechende Chica ist die übersetzen kann. Für diesen Fall ist es es allerdings ratsam mehr als nur ein paar Vokabeln zu können – lächeln und nicken hilft aber auch oft weiter, denn eins sind die Ecuadorianer auf jeden Fall: Sehr sehr herzlich, neugierig und gastfreundlich.

Letztendlich brauchten wir aber nur eine Vokabel wirklich essentiell dringend: Fuego. Denn in der Bergregion war es trotz ansonsten sommerlichen Temperaturen hundekalt. Aber dafür hat man dann zumindest einen Kamin im Zimmer, bei dessen (zugegebenermaßen amateurhaften) Bedienung man den Teppich halb in Brand setzen und den Raum in eine Berliner Raucherkneipe verwandeln kann. In solchen Fällen hilft dann besonders gutes Mindsetting. Zum Beispiel: „Eine Rauchvergiftung würden wir jetzt gar nicht merken, man schläft einfach ein“. Gutes Mindsetting – auch sehr hilfreich wenn man halb weggebrochene Straßen oder unterspülte Buckelpisten befahren möchte. Was da weniger hilft, ist die Straße anzuschreien. Oder den Bananlaster. Aber jedem seine eigene Stressbewältigungsstrategie.

Was auch sehr gut in Ecuador geht: Einen Sonnenbrand bekommen. Denn die Ähnlichkeit des Namens „Ecuador“ mit „Äquator“ ist kein reiner Zufall, wie wir schmerzlich feststellen mussten. Denn wer im Erdkundeunterricht gut aufgepasst hat, weiß: Äquator = starke Sonnenstrahlung. Besonders in Coronazeiten eine wunderschöne Sache, insbesondere wenn man am Abend immer noch den Abdruck seiner Maske auf dem Gesicht erkennen kann. Von „hey du hast ja noch ein T-Shirt an haha“ bis zu roten Kniestrümpfen war sonnen-modetechnisch alles dabei. Reisetipp: Bei Hauttyp A nur gut beschichtet dem Sonnenlicht entgegen treten und stündich  nachlegen. Oder am besten gar nicht das Haus verlassen. Der Platz für Aftersun im Reisegepäck ist auf alle Fälle nicht verschwendet – immer schön geschmeidig bleiben!

Highlights

Landschaftlich besonders angetan hat es mir der Quilotoa-Krater – dieses Wunder der Natur ist straßentechnisch vielleicht etwas umständlich zu erreichen und vielleicht auch der einzige Ort in dem relativ kleinen Land, an dem sich abgesehen von den  Hauptstädten viele Menschen tummeln, lohnt sich aber 100%ig! Der Blick auf den Krater ist gigantisch. Für Wanderfreudige empfiehlt sich auch der Abstieg runter an den See, denn auch hier unten ist die Aussicht (insbesondere die auf den Hang  herunterstolpernder Sonntagsbesucher) nicht schlechter.

Auf den Grünstreifen der Felsenvorsprünge lässt es sich sehr gut rasten – angesichts des straffen Aufstiegs definitiv etwas, das man sich überlegen sollte. Highheels oder Flipflops sind hier übrigens weniger zu empfehlen. Ein weiteres Must-do: Der Cotopaxi-Nationalpark (am besten 2-3 Tage hierfür einplanen, denn alleine der Weg darauf kostet schon einen halben Tag Fahrtzeit und einen guten Satz Brechtüten und Reifengummi), die Landschaft ist atemberaubend und gleicht einem Mix aus Marslandschaft und Herr der Ringe.

Oh und es gibt Wildpferde! Wer sich noch intensiver mit den alten Kulturen beschäftigen möchte, der sollten einen Besuch in die alte Inkastadt Ingapirca in seinen Reiseplan integrieren. Unser Lieblingsort hingegen war Baños – das kleine Örtchen in mitten von Vulkanen und Jungle mit seinen Abhängen und Wasserfällen hat gewissermaßen etwas Magisches. Mit seinen kleinen Restaurants und Märkten übrigens auch  kulinarisch einen Besuch wert.

Essen

Ein typisches Ecuadorianisches Desayuno beinhaltet standardmäßig: 2-3 Eier, ein Weizenprodukt z.B. einen halb verbrannten Toast oder ein labberiges Brötchen, viel viel gutes Obst. Zum Cena hatten wir meistens: Reis mit Fleisch, Fisch oder Gemüse, Reis mit Kochbanane, frittierten Reis, Reis im Bananenblatt. Als reisfreie Alternative haben wir dann halb verzweifelt doch ganz gern mal Pasta bestellt, insofern vorhanden. Was meistens jedoch nicht vorhanden war, war eine fleischlose Alternative oder das Verständnis dafür, dass man auf seinen Reis heute mal kein Pollo haben möchte. Alles in allem jedoch meistens sehr lecker – wir können heiße Kochbananen nur wärmstens empfehlen!

Internet

Haha, next. Noch jemand Reis?

Tiere

Gibt es. Abgefahrene Kuschelraupen, flauschige Lamas & Alpakas, Affen, Schildröten, sogar eine Vogelspinne haben wir gesehen. Und natürlich zahlreiche Vogelarten (darunter auch der Kolibri <3). Ein Ausflug in den Amazonas (idealerweise mit einem erfahrenen Guide) empfiehlt sich daher wämstens – hier auf keinen Fall die gute Kamera zuhause vergessen, denn neben genannter Tierwelt gibt es auch jede Menge Botanik zu entdecken.

Das jedoch am meisten verbreitete Tier in Ecuador ist aber vermutlich der Straßenhund. Der ist zwar in der Regel nett und ein wenig scheu aber in 90% der Fälle einfach im Weg – insbesondere wenn man eine doch recht schmale Serpentinenstraße fahren möchte. An den schlimmsten Stellen gab es auf jedem 10. Meter mindestens einen Hund, der seine Pfötchen bereits hinter der weißen Linie hatte und dem Auto, in Hoffung auf Fresschen, freudig entgegen wedelte. Wirklich nicht ganz ohne. Ganz ohne Unfall haben wir es dennoch nach 2 Wochen Ecuador-Roadtrip zum Ziel geschafft.

Fazit – eine Ecuador-Reise ist perfekt für dich, wenn:

  • Du mal etwas wagen und einzigartige Natur und Landschaften erleben möchtest.
  • Du reis magst.
  • Du aufgeschlossen für die lateinamerikanische Kultur
    bist und dich alte Inkastätten interessieren.
  • Du keine Angst vor eingestürzten Straßenabschnitten, streuenden Hunden, todesmutigen Autofahrern, schlechten Internetverbindungen, Schlangen, Spinnen oder Alligatoren hast.
  • Du reis magst.
  • Du kein Veganer bist oder kein Problem damit hast, wenn für ein Weilchen nur Reis und Kochbananen auf dem Speiseplan stehen.
  • Du reis magst.
  • Du zumindest weißt was „bitte machen sie mir den Kamin an, in meinem Zimmer sind es nur 10 Grad“ oder „Ich möchte dieses Lama nicht kaufen“ auf Spanisch heißt.

Empfehlung vom Reisejunkie

Über den Rand der Welt schaukeln geht auf der infinity swing bei der Casa del Arbol (nahe Baños). Hier lassen sich zwischen der ganzen liebenvoll angelegten Blumenpracht übrigens auch wunderbar Kolibiris beobachten! Falls man es bis hoch in die Berge schafft, ist das Hostal Mama Hilda eine gute Adresse für eine kostengünstige Nacht mit Bett am Kamin inklusive köstlich-einheimischer Küche & Lagerfeuergeschichten. Mama Hilda (oder besser abuela Hilda) hat immer noch ein Auge das Wohlbefinden ihrer Gäste, um das sich auch ihre Kinder und Enkel noch rührend kümmern. Der Abschied tat uns schon fast ein bisschen weh.

Must-haves für die Packliste:

  • gute Kamera
  • Wanderschuhe
  • Wasserfeste & genug warme Kleidung für die höheren Lagen
  • Sonnencreme (das gute 50er Zeug) & Aftersun
  • mehr Sonnencreme!
  • Mückenspray (no bite eignet sich erfahrungsgemäß am besten, im Jungle am vorzugsweise unter und auf die Kleidung auftragen)
  • Travelsafe (übrigens auch sehr nützlich wenn man mal etwas im Auto lassen möchte

Abenteuer beginnen wo Pläne enden!

AnabellGlobetrotterin

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